In ihrem jüngsten Theaterstück setzt sich die österreichische Literaturnobelpreisträgerin in gewohnt expliziter Weise mit Themen wie Sexualität und Abhängigkeit, mit Macht, Besitz und Verfügbarkeit auseinander.
»Über Tiere« besteht aus zwei Texthälften, die einander zu bedingen scheinen: Am Anfang steht ein ebenso masochistischer wie unbarmherziger Liebes-Monolog einer alternden Frau:
»Lieben ist eine bestimmte Art von Angewiesensein, mein sonderbarer Herr«. (Das Stück knüpft an frühere Experimente mit einer Sprache des Begehrens wie in dem Roman »Lust« oder dem Text »Begierde und Fahrerlaubnis« an.) Im zweiten Teil tritt an die Stelle der »reinen Liebe« die »käufliche Liebe«. Die sexuelle Abhängigkeit artikuliert sich auf kriminellem Niveau: Verkäufer, Dealer und betuchte Kunden reden über Frauen buchstäblich wie »über Tiere« auf einem Viehmarkt.
Elfriede Jelinek lagen polizeiliche Abhörprotokolle über einen noblen Wiener Callgirl-Rings vor, der illegalen Handel von Frauen und Mädchen überwiegend aus Osteuropa betreibt. Das authentische Material mit den bizarren Codewörtern der Branche ist hier zu einem literarischen Werk von wuchtiger Intensität verdichtet.
Mit Nicolas Stemann, der am DT zuletzt »Don Karlos« inszenierte, führt einer der am besten ausgewiesenen Jelinek-Interpreten Regie.
Nach den aufsehenerregenden Uraufführungen »Das Werk«, »Babel« und zuletzt »Ulrike Maria Stuart« ist »Über Tiere« seine vierte Jelinek-Inszenierung und seine erste in Berlin.
Sonntag | 28.02.2010 | 20:00 Uhr | : Deutsches Theater Berlin – Kammerspiele |
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