Titus im Bode-Museum

Mozart-Oper „Titus“ von Christoph Hagel inszeniert, Premiere am 29. Oktober 2010 im Bode-Museum

Inhaltlich konzentriert sich Christoph Hagel auf die Dreiecksgeschichte des Werks, die Beziehungen und dramatischen Verflechtungen der Hauptfiguren Titus, Vitellia und Sesto. Es geht um Begierde, Macht und Verrat – einen Stoff den amerikanische Drehbuchautoren nicht besser hätten erfinden können.

Christoph Hagel sagte über Mozarts Titus und seine Inszenierung:„Mozarts ‚Titus’ hörte ich zum ersten Mal Mitte der siebziger Jahre während meiner Schulzeit. Es waren Sommerferien und die Aufführung fand in der Salzburger Felsenreitschule statt. Zwei Stellen haben sich mir damals besonders eingeprägt: die erste Sesto-Arie ‚Parto, parto’ und die letzten Takte des Schlusschores. Hier floss alles Leiden, Singen und Zittern zusammen. Alles Gehörte und Gesehene fand in dem großen Seufzer des Schlusschores tiefen Sinn und Erlösung. Ich habe das Stück später noch viele Male gehört, die ersten Eindrücke aber blieben die stärksten.
‚La clemenza di Tito’ ist Mozarts letzte Opera seria. An ihrer Hauptfigur Sesto vollziehen Mozart und sein Librettist Mazzolà den radikalen Seria-Mechanismus auf grandiose Weise: Die römische Adlige Vitellia will Kaiser Titus, der ihre Liebe verschmäht, beseitigen. Ihr junger Liebhaber Sesto soll ihn töten. Titus aber ist Sestos engster Freund. Der Mordanschlag misslingt, Sesto wird der Prozess gemacht. Aber er verschweigt die Hintergründe. Es scheint, als schreie Sesto förmlich danach, von der Hand des geliebten Freundes getötet zu werden. Diesem tragischen Schwärmer Sesto gibt Mozart seine ergreifendste Musik: die große dreiteilige Arienform.

Eine Besonderheit der Titus-Oper: Die jubelnde Freude der anfänglichen Ouvertüre kehrt nicht wieder. Sie schildert nicht wie in der ‚Hochzeit des Figaro’ und ‚Don Giovanni’ die Grundhaltung der Oper, sondern vielmehr einen Zustand des Glücks vor Beginn des Dramas. Entsprechend wird im Bode-Museum Titus immer wieder als kleiner Junge gezeigt, oftmals mit seinem Freund Sesto. Diese Rückblenden der Unschuld und des Glücks stehen in heftigem Kontrast zu den Szenen des Dramas selbst.

Mozarts Oper erzählt, wie ein wunderbarer Mensch Schritt für Schritt zugrunde geht. Deshalb kehrt der Jubel der Ouvertüre nicht mehr zurück, deshalb brennt das Kapitol nicht Allegro furioso, sondern Andante, deshalb gibt es so viel Vorausnahme des späten Schubert in dieser Partitur und die großen Seufzer des Schlusschores. In der Parto-Arie singt Sesto zweimal die Worte ‚Guarda mi’ (Schau mich an!) und meint damit nicht nur Vitellia, sondern auch den Zuschauer. In der Inszenierung im Bode-Museum wird Sesto durch drei Akteure verkörpert: je einen Sänger, Tänzer und Schauspieler. Für mich ist das Zusammenspiel von Musik, Sprache und Bewegung wichtig, da sich die Emotionen von Titus, Vitellia und Sesto durch diese drei Ausdrucksformen am intensivsten darstellen lassen. Dabei verzichte ich auf Cembalo-Rezitative für die großen Szenen, setze stattdessen Sprechtheater ein. Mit Martin Buczko, Solotänzer des Staatsballetts, wurde ein grandioser Tänzer gefunden, der Sesto am Rande des Wahnsinns zeigt. ‚Guarda mi’ – Schau mich an.“

Macht und Ohnmacht, Liebe und Verrat, Melancholie und Aggression liegen in dieser Oper eng beieinander. Und Mozarts Musik, gespielt von den Berliner Symphonikern, lässt all diese Affekte und Emotionen spüren. Mit „Titus“ darf sich Berlin auf ein außergewöhnliches Opernerlebnis freuen.

Bode-Museum | Am Kupfergraben | 10178 Berlin

Previews: 26./ 27.10. 20:30 Uhr, Preise 48 erm. 43 Euro
Premiere: 29.10. um 20:30 Uhr
Vorstellungen: täglich bis 6.12. 20:30 Uhr außer Mo + Do und 12.11., 3. und 4.12.

Verlängerung der Spielzeit bis 19. Dezember.

Einlass 20 Uhr | Die Oper wird in deutscher und italienischer Sprache gesungen.

Oper mit Führung durch das Bode-Museum 18:45 Uhr

Preise: Oper 53 – 64 Euro | Kombiticket Oper mit Führung: 67 – 79 Euro

Tickets: www.titus-im-bode.de, 01805-3953 (14 ct/min DTAG; max. 42 ct/min Mobilfunk) sowie an allen bekannten VVK-Stellen | Kombitickets nur im VVK erhältlich

Regisseur, Dirigent: Christoph Hagel
Orchester: Berliner Symphoniker

Sänger:
Titus (Tenor) – Kai-Ingo Rudolph, Alexander Geller, Joseph Schnurr / Sesto (Countertenor) – Christophe Villa, Robert Crowe / Vitellia (Sopran) – Darlene Ann Dobisch, Peggy Steiner / Servilia (Sopran) – Cristiane Roncaglio, Janin Czilwik / Annio (Mezzosopran) – Monica Garcia-Albea, Jana Knobloch / Publio (Bass) – Bernhard Hansky, Hans Griepentrog

Schauspieler:
Titus – Matthias Unger / Sesto – Constantin Lücke / Vitellia – Karolina Thorwarth / kleiner Titus – Felix Reimers (9), Ameen Braun (13), Lukas Pommer (13)

Tänzer:

Sesto – Martin Buczkó / kleiner Sesto – Kindertänzer der Staatlichen Ballettschule Berlin

 

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