»Die Fledermaus« von Johann Strauß – Termine im November 2009
Am 9. Mai 1873 krachte in der Walzerstadt Wien die Börse mit einer Wucht zusammen, dass die Depression ringsum die Stimmung in allen Gesellschaftsschichten auf einen beachtlichen Tiefpunkt sacken lies.
Nur wenige Tage vor diesem schwarzen Freitag war auf dem Pratergelände der Donaumetropole, die im Hochsommer dieses Jahres auch noch von der Cholera heimgesucht werden sollte, mit enormen Erwartungen die Weltausstellung eröffnet worden, die Ende Oktober wirtschaftlich als veritabler Misserfolg schloss.
Doch gerade eben weil »glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist«, weil immer schon schwungvoll auf den Trümmern der Zeit getanzt wird und vor der Kulisse des Verfalls rauschende Feste gefeiert werden, konnte im unmittelbaren Nachhall dieser Katastrophen Johann Strauß »Die Fledermaus« in Musik setzen.
Der Textdichter und Komponist Richard Genée adaptierte das französische Vaudeville »Le Réveillon« (1872) der beiden »Carmen«-Librettisten Halévy und Meilhac für die Wiener Verhältnisse. Die Partitur wurde wohl nach der Jahreswende 1873/74 abgeschlossen. Die Uraufführung fand am 5. April 1874 im Theater an der Wien statt, das dringend einen Erfolg benötigte und ihn bekam.
Fraglos ist »Die Fledermaus« ein musikalisches Meisterwerk. Sie konnte aber auch deshalb so rasch zum Welterfolg geraten, weil der Hang zur Verdrängung ein Wesenszug nicht nur der österreichischen Seele ist, und sich die vermeintlich weltstädtischen Wohlstandsfiguren überall lustvoll auf das glatte Parkett der Selbstgefälligkeit begeben. Mit Herzenslust wird betrogen und gelogen, und einer führt sie alle vor: Doktor Falke, der im Kostüm einer Fledermaus von seinem Freund Eisenstein einst öffentlich der Lächerlichkeit preisgegeben worden war.
Falke lockt nun Eisenstein, kurz vor dessen Antritt einer Arreststrafe, als Marquis Renard auf ein champagnertrunkenes Fest des Prinzen Orlofsky. Dort finden sich auch sein Stubenmädchen Adele als Künstlerin, der Gefängnisdirektor Frank als französischer Chevalier und seine Frau Rosalinde als maskierte ungarische Gräfin ein.
Jeder spielt im durchsichtigen Inkognito mit jedem. Wenn am nächsten Morgen in der Kanzlei des Gefängnisdirektors alle langsam wieder nüchtern werden und Eisenstein zudem entdecken muss, dass statt seiner über Nacht mit dem Sänger Alfred ein Liebhaber seiner Frau eingesessen hat, bröckelt für einen Augenblick die Fassade der neureichen Scheinwelt. Und vielleicht behält ja ausgerechnet der Gefängniswärter Frosch als eigensinniger Trinker den klarsten Blick auf die Verhältnisse.
Mit Christian Pade als Regisseur und Zubin Mehta als musikalischem Leiter liegt Strauß »Fledermaus« in den Händen eines künstlerischen Teams, das zum ersten Mal an der Staatsoper Unter den Linden zusammen arbeiten wird.
Samstag | 21.11.2009 | 19:00 Uhr | : Staatsoper Unter den Linden |
Mittwoch | 25.11.2009 | 19:30 Uhr | : Staatsoper Unter den Linden |
Freitag | 27.11.2009 | 19:30 Uhr | : Staatsoper Unter den Linden |
Sonntag | 29.11.2009 | 19:00 Uhr | : Staatsoper Unter den Linden |
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