Requiem | Komische Oper Berlin | Februar 2010

Uraufführung 1791 – Premiere am 28. September 2008

Seitdem der »Bestattungs-Discount« auf der Frankfurter Allee mit Beisetzungen zum Nulltarif wirbt und man sich im Internet mit der »Checkliste für den Sterbefall« versorgen und so bestens auf alles Endliche vorbereiten kann, ist der Tod mitten in der neoliberalen Informations- und Konsumgesellschaft angekommen.
Hat er seinen Schrecken dort verloren?
Ist das Sterben tatsächlich zu einer Normalität geworden oder handelt es sich bloß um eine strategische Normalisierung zum Ausbau unserer angst- und schmerzfreien Räume, während die eigentliche Auseinandersetzung verdrängt wird?
Das Christentum hatte den Tod mit dem Versprechen des ewigen Lebens abgeschafft – und mit dem Jüngsten Gericht gleichzeitig ein äußerst produktives Schreckensszenario geschaffen.
Der Tod macht alle gleich und individualisiert doch jeden Sterbenden. Und so künden die Texte der Totenmesse sowohl von Hoffnung als auch von Schrecken, Angst und Schuld.

Sebastian Baumgarten geht es in seiner szenischen Auseinandersetzung mit der Messe nicht nur um die bloße Bebilderung der liturgischen Texte mit ihren drastischen Schilderungen des Jüngsten Gerichts oder dem Flehen um den Beistand Jesu. Es geht ihm vielmehr um eine Beschäftigung mit dem Tod in den verschiedensten Facetten – auch und gerade in der heutigen Gesellschaft.
Aus diesem Grund – und um den allgemeingültigen und -bekannten Texten des Requiems eine konkrete Anbindung zu geben –, haben Armin Petras und Jan Kauenhowen für die Produktion der Komischen Oper Berlin den Schauspieltext »In der Schlangengrube. Sechs Labenslinien« geschrieben.
Der Text basiert auf Gesprächen, die Jan Kauenhowen in verschiedenen Sterbehospizen mit Patienten geführt hat.
Das auf diese Weise gewonnene biografische Material wurde zusammengefasst und poetisch verdichtet.
Im direkten Gegenschnitt zu den bilderreichen Schilderungen der Apokalypse entstehen so ruhige Gegenpole stiller Lebens- und Sterbensgeschichten, die ihre Kraft aus der Schlichtheit und Beiläufigkeit gewinnen, ohne dabei je nebensächlich zu werden.

Samstag 06.02.2010 19:30 Uhr : Komische Oper Berlin

 

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