Konzert zum „Fest der Freiheit“ am Brandenburger Tor: Daniel Barenboim, die Staatskapelle Berlin und der Staatsopernchor
Der Fall der Berliner Mauer vor zwei Jahrzehnten war ein Ereignis von welthistorischer Dimension.
Viele Musiker der Staatskapelle Berlin und des Staatsopernchores haben diesen Augenblick unmittelbar miterlebt. Und auch Daniel Barenboim hat in den Novembertagen 1989 die Berlinerinnen und Berliner – und zwar in Ost und West gleichermaßen – mit einem Konzert in der Philharmonie begeistert. Zwanzig Jahre danach widmen sich Dirigent, Staatskapelle und Staatsopernchor musikalischen Werken, die exemplarisch entscheidende Zäsuren der deutschen Geschichte beleuchten: Die Revolution von 1848/49, die Judenpogrome der »Reichskristallnacht« am 9. November 1938 sowie der Fall der Berliner Mauer ebenfalls am 9. November 1989 werden durch die Kompositionen reflektiert, sei es durch ihre Entstehungszeit oder durch eine direkte Bezug-nahme auf das historische Geschehen.
Das vom Land Berlin initiierte Projekt “Fest der Freiheit” zum 20. Jahrestag des Mauerfalls wird von der Kulturprojekte Berlin GmbH konzipiert und umgesetzt. Das “Fest der Freiheit” wird am 9. November um 19 Uhr mit einem Open-Air-Konzert der Staatskapelle Berlin und des Staatsopernchors unter Leitung von Daniel Barenboim auf dem Pariser Platz eröffnet.
Richard Wagner: Lohengrin, Vorspiel zum 3. Akt (1848)
Als im Frühjahr 1848 die von Frankreich ausgehenden revolutionären Bewegungen auf Deutschland übergriffen, war Richard Wagner mit der Partiturreinschrift seines Lohengrin beschäftigt. Seine republikanischen Bestrebungen sind bekannt: Unter dem Eindruck der Schriften von Feuerbach, Stirner und Proudhon, vor allem aber durch enge Kontakte zu strikt revolutionär gesinnten, tatkräftigen Personen wie August Röckel und Michail Bakunin wird Wagner zunehmend aktiv. Unmittelbar nach der Vollendung des Lohengrin Ende April 1848 verfasst er einen »Entwurf zur Organisation eines deutschen Nationaltheaters für das Königreich Sachsen«, reicht über einen sächsischen Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung einen Antrag mit teils radikalen politischen Forderungen ein und hält eine vielbeachtete Rede vor dem linksgerichteten Dresdner Vaterlandsverein, deren Veröffentlichung in der Presse die scharfe Kritik des Hofes und die Absetzung seines Rienzi vom Spielplan des Hoftheaters nach sich zieht.
Arnold Schönberg: A Survivor from Warsaw (Ein Überlebender aus Warschau) op. 46 (1947)
„A Survivor from Warsaw“ ist eines der wohl eindrucksvollsten musikalischen Gedächtniswerke an den Holocaust. Die Schilderung einer morgend-lichen Appellselektion im Warschauer Ghetto, die sich in dieser – oder in einer vergleichbaren – Art und Weise viele Male abgespielt haben mochte, bildet das Grundgerüst des Stücks. Bei der Abfassung des Textes griff Schönberg auf Augenzeugenberichte zurück und formte sie zu einer Sprache, deren protokollartige Diktion die Grausamkeit des Geschehens in Gedenken an die „Reichskristallnacht“ umso nachdrücklicher ins Gedächtnis einschreibt.
Ludwig van Beethoven – Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92, 4. Satz: Allegro con brio (1813)
Nach dem Mauerfall am 9. November beschlossen die Berliner Philharmoniker spontan zur Feier des Ereignisses, am Sonntag, den 12. November 1989, ein Sonderkonzert für Besucher aus der DDR als ihren Beitrag zu geben. Daniel Barenboim, der gerade mit den Philharmonikern an einer Schallplattenaufnahme arbeitete, war sofort einverstanden, dieses Konzert in der Philharmonie nicht nur zu leiten, sondern auch als Solist zu gestalten. Auf dem Programm standen Beethovens Klavierkonzert Nr. 1 von 1798 und seine A-Dur-Symphonie Nr. 7, dessen Finale „Allegrio con brio“ an das inzwischen legendäre Mauerfall-Konzert erinnern soll.
Friedrich Goldmann: Es ist, als habe einer die Fenster aufgestoßen (Fragment, 2009)
Friedrich Goldmann, geboren 1941 in der Nähe von Chemnitz, gehörte zu den profiliertesten Komponisten der DDR. Die nur wenige Minuten dauernde Komposition „Es ist, als habe einer die Fenster aufgestoßen“ nimmt Bezug auf einen prägnanten Ausspruch des Schriftstellers Stefan Heym (1913-2001) innerhalb seiner Rede zur Großdemonstration auf dem Berliner Alexanderplatz vom 4. November 1989. Das Stück reflektiert die Stimmung und die Ereignisse des Herbstes 1989, blieb indes Fragment. Am 24. Juli 2009 ist Friedrich Goldmann in Berlin verstorben.
Staatskapelle Berlin
Musikalische Leitung: Daniel Barenboim
Staatsopernchor (Herren) – Einstudierung: Eberhard Friedrich
Sprecher „A Survivor from Warsaw”: Klaus Maria Brandauer
Konzert zum „Fest der Freiheit“ am Brandenburger Tor
9. November 2009
19:00 Uhr
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