TIEFSEE – Sonderausstellung im Museum für Naturkunde Berlin

TIEFSEE vom 15. September bis 31. Januar 2010

Die Sonderausstellung „Tiefsee“ ist eine Wanderausstellung des Naturhistorischen Museums Basel und
des Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt am Main, mit zahlreichen
Originalexponaten aus dem Museum für Naturkunde Berlin.

Teufelsangler und Vipernfisch; Tintenfische – so riesig, dass sie Walen gefährlich werden können; Seelilien,
die vor Millionen Jahren schon auf der Erde lebten; Würmer, die an kochend heißen Quellen in ewiger
Finsternis leben: das sind einige der wenigen Dinge, die Forscher mittlerweile der Tiefsee als Geheimnis
entrissen haben.
Die Sonderausstellung „Tiefsee“ gewährt Einblicke in eine Welt, die bisher schlechter
erforscht ist als der Mond. Bisher waren mehr Menschen im Weltraum als in den eiskalten Tiefen der
Weltmeere unterhalb 4000 Metern. Aber was bekannt ist, lässt die Herzen der Biologen und Naturliebhaber
höher schlagen. Die Ausstellung zeigt Spannendes von den Mythen der Seeungeheuer vergangener Zeiten bis
zur modernen Tiefseeforschung. Mit 45 originalen Alkoholpräparaten und 35 Modellen, darunter
Riesenmodelle vom Pottwal und Kalmar, präsentieren wir dem Publikum eine facettenreiche, geheimnisvolle
Welt.
Ein Highlight ist die virtuelle Tauchfahrt in einem elf Meter langen U-Boot.

Ausstellungsthemen:
Monster und Mythen
Die Besucher begeben sich auf die Spur der unheimlichen Riesenseeschlange und des Riesenkraken.
Entspringen sie der Phantasie der Seeleute oder gibt es die Monster wirklich?
Tiefseeforschung einst und jetzt
Gäste erleben die Entwicklung der Tiefseeforschung von den Anfängen mit der britischen Challenger-
Expedition und der deutschen Tiefsee-Expedition „Valdivia‘‘ Ende des 19. Jahrhunderts, über Piccards
Pioniertauchfahrten bis hin zur modernen Tiefseeforschung. In der Ausstellung ist ein Model der
Tauchkugel „Bathysphäre‘‘ zu sehen. In der nur eineinhalb Meter Durchmesser kleinen Tauchkugel
unternahmen zwei Tiefseeforscher zwischen 1930 und 1934 viele Tauchgänge.
Siehe Publikationen zur Valdivia-Expedition und aktuellen Tiefsee-Forschung am Museum für Naturkunde
von Dr. Oliver Coleman, Dr. Carsten Lüter und Dr. Birger Neuhaus im vorliegenden Pressematerial
Virtuelle Tauchfahrt
Das elf Meter lange begehbare U-Boot „Mariana 10914‘‘ lädt zu einer virtuellen Tauchfahrt ein. Die
Innenausstattung mit Monitoren, die ins dunkle Tiefseewasser blicken lassen, geben das Gefühl, Tausende
Meter unter dem Meeresspiegel zu sein.
Schwarz oder Durchsichtig, Leuchtend oder Zahnbespickt: Faszinierende Kreaturen – angepasst an den
Lebensraum
Zahlreiche der faszinierendsten Kreaturen werden im Original präsentiert, andere sind lebensecht
nachgebaut. Es gibt Riesen und Zwerge, wobei die Zwerge auf Grund der Nahrungsknappheit überwiegen.
Aber weshalb ist der Riesenkalmar so viel größer als seine Verwandten im Flachwasser?
In der Dämmerzone zwischen 200 und 1000 Metern Tiefe ist kaum mehr Licht. Trotzdem orientieren sich
viele Tiere mit ihren Sehorganen, die entsprechend riesig sind.
In der Tiefsee ist die Nahrung knapp. Also ist es wichtig, bei jeder Gelegenheit die Beute sofort
verschlingen zu können. Schwarzer Schlinger und Schwarzangler haben daher extrem dehnbare Mägen;
Fangzahn und Vipernfisch furchterregende Zähne.
In der Tiefsee gestaltet sich auch die Partnersuche schwierig. Die Männchen der Tiefseeanglerfische
haben eine clevere Strategie entwickelt: Wenn ein Männchen zufällig auf ein Weibchen trifft, beißt es sich
an ihr fest und verwächst mit ihr. Die Blutkreisläufe beider Tiere verbinden sich, das Männchen wird vom
Weibchen mit ernährt. Dies sichert den Fortbestand der Art. Übrigens muss nur das Weibchen Größe
zeigen, damit sich die Eier entwickeln können. Für die Produktion der winzig kleinen Samen reichen auch
kleine Männchen aus.
Geheimnisvolle Blitze leuchten in der Tiefsee auf: Biolumineszenz. Dieses Leuchten wird von Lebewesen in
einer chemischen Reaktion in bestimmten Leuchtorganen erzeugt. Die meisten Leuchtorgane strahlen
weißes, bläuliches oder gelbliches Licht aus. Fast alle Tiefseefische sehen nur diese Farben. Manche
Tiefseeräuber nutzen dies aus und haben rote Suchscheinwerfer, um heimlich Beute aufzuspüren.
Heiße Quellen
Die erst 1976 entdeckten exotischen Lebensgemeinschaften an heißen Quellen in der Tiefsee sind eine
wissenschaftliche Sensation. Sie bilden das einzige bekannte Ökosystem der Erde, das ohne Sonnenlicht
als Energiequelle funktioniert. Um diese „Black Smoker‘‘ leben Bakterien, die gelöste Elemente, die aus
den Schloten strömen, als Energiequelle nutzen. Die Bakterien sind Nahrungsgrundlage u.a. für
Tiefseegarnelen, Krabben, Schlotmuscheln und Röhrenwürmer.
Tiefsee bedroht
Die Tiefsee scheint weit weg — und ist trotzdem bedroht. Da die Flachmeere überfischt sind, wird mit
Bodenschleppnetzen Jagd auf Tiefseefische gemacht. Mit dieser Technik werden aber nicht nur Fische
gefangen — in einer breiten Schneise wird alles Bodenleben zerstört.
Seit Jahrhunderten wird Müll in den Weltmeeren versenkt. Man glaubte, Schadstoffe würden für immer am
Meeresboden bleiben. Ein neuer Vorschlag ist die Ablagerung von Kohlendioxid in der Tiefsee. Die Tiefsee
ist jedoch nicht vom Rest der Welt abgekoppelt. Es wäre ein Trugschluss zu glauben, dass diese Entsorgung
endgültig und ohne Einwirkungen auf das Klima der Erde und damit den Menschen ist.
Manganerzknollen und Methanhydrate sind Rohstoffe der Tiefsee. Welche Auswirkungen hätte eine
Förderung auf das Ökosystem und die Atmosphäre?
Doch in der Tiefsee lagern nicht nur Erze, Brennstoffe und versunkene Schiffe. Die vielleicht wertvollsten
Rohstoffe verbergen sich in den Lebewesen: Wirkstoffe für die medizinische Forschung. Es ist nur eine
Frage der Zeit, bis Tiefsee-Medikamente wie Antibiotika und Krebshemmer in der Apotheke stehen. Diese
Wirkstoffe können aber nur entdeckt und genutzt werden, wenn die Vielfalt der Tiefsee-Lebewesen erhalten
bleibt.
Prof. Dr. Reinhold Leinfelder, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin:
„Die Vielfalt der Tiefsee ist noch weitgehend unerforscht. Wir plündern und schädigen diese unbekannten
Bereiche, bevor wir sie kennen. Es ist erschreckend, wie wenig Regelungen es bisher zur Nutzung der
Tiefsee-Ressourcen und zum Schutz dieses Ökosystems gibt. Doch die Menschheit ist viel stärker von der
Tiefsee abhängig, als uns erscheinen mag und wir dies bislang auch erforscht haben. Deutschland war
und ist seit der Valdivia-Expeditition kräftig an der Erforschung der Tiefsee beteiligt, aber das Abenteuer
und die Erkenntnisreise muss noch weiter gehen. Auch für die Tiefsee gilt: Nur was wir kennen und
verstehen, können wir auch nachhaltig nutzen.“
Tiefsee- Fakten
Ab 200 Meter unterhalb der Meeresoberfläche beginnt die Tiefsee. Der tiefste Punkt beträgt 11 000 Meter
unter der Meeresoberfläche im Marianengraben im Pazifischen Ozean. Das Meer wird in folgende Zonen
eingeteilt:
0-200 Meter Tiefe: Lichtzone (Epipelagial); reichlich Nahrung und viele Fische
200-1000 Meter Tiefe: Dämmerzone (Mesopelagial); knappe Nahrung, Leuchtfische, transparente Quallen,
Tintenfische, rote Garnelen
1000-6000 Meter Tiefe: Dunkelzone (Bathy- und Abyssopelagial); Nahrungsknappheit, dunkel gefärbte
Fische mit kleinen Augen
6000-11 000 Meter Tiefe: Zone der Tiefseegräben (Hadal); Seegurken und Borstenwürmer, viele Tiere
unternehmen ausgedehnte Wanderungen zwischen den Tiefen.
Hoher Druck: An Land lastet auf uns ein Druck von einem Bar. Wasser ist dichter als Luft. Daher nimmt
unter Wasser der Druck schnell zu, alle 10 Meter um ein Bar. In 10 000 Metern herrschen 1001 Bar.
Finsternis: Licht wird in den Ozeanen mit zunehmender Tiefe schnell verschluckt. Am schnellsten
verschwinden Rot und Gelb, am tiefsten dringt Blau. Selbst in extrem klaren Meeren dringt Sonnenlicht nur
bis etwa 1000 Meter Tiefe. In größeren Tiefen ist es jedoch nicht restlos dunkel, denn viele Tiere erzeugen
eigenes Licht.
Kälte: In Tiefen von einigen Tausend Metern herrschen ständig eisige 2 bis –1,9 Grad Celcius. Bei den
wechselwarmen Tieren, wie z.B. Fischen, entspricht die Körpertemperatur der Umgebungstemperatur. Das
bedingt einen schleppenden Stoffwechsel und langsame Lebensweise.
Hunger: Algen stehen am Anfang der Nahrungskette. Sie können aber nur dort leben, wo genügend Licht
vorhanden ist, d.h. bis maximal 200 Meter Tiefe. Damit sind die Tiefseebewohner von dem abhängig, was
im Oberflächenwasser gebildet wird und nach unten rieselt – und das ist spärlich.

Museumspädagogische Angebote:
Tiefsee für Vorschul- sowie Schulklassen
Führungsprogramm ab dem 15. September 2009 für alle Altersstufen; bei Vorschulklassen mit Bastelmodul
Für alle Führungen und Programme ist eine Buchung unter der Telefon Nummer 030-2093- 8550 notwendig.
Der Preis für eine Führung beträgt 2,- pro Kind und Betreuer zzgl. Eintrittsgeld (für Schulklassen 1,50 pro
Person, Vorschüler frei)

TIEFSEE – Sonderausstellung
15. September bis 31. Januar 2010
Museum für Naturkunde Berlin
Invalidenstraße 43,
10115 Berlin

Öffnungszeiten:
Dienstag – Freitag 9:30 Uhr – 17:00 Uhr,
Samstag und Sonntag 10.00 Uhr -18:00 Uhr

www.naturkundemuseum-berlin.de

 

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