Innen Stadt Außen ist die erste Einzelausstellung des dänisch-isländischen Künstlers Olafur Eliasson in einer Berliner Institution.
Thematischer Ausgangspunkt der speziell für den Martin-Gropius-Bau konzipierten und von Daniel Birnbaum kuratierten Ausstellung ist Berlin – die Stadt, in der der Künstler seit vielen Jahren lebt und arbeitet.
Hier hat er ein facettenreiches Atelier etabliert, das Recherche, Experimente und Produktion gleichsam miteinander
verbindet. Seit 2008 hat er eine Professur an der Universität der Künste Berlin und gründete 2009 das Institut für Raumexperimente.
Die Ausstellung beschäftigt sich intensiv mit demVerhältnis von Museum und Stadt, Architektur und Landschaft, sowie von Raum, Körper und Zeit. Die ortsbezogenen Arbeiten im Martin-Gropius-Bau werden durch verschiedene Projekte im öffentlichen Raum erweitert und verknüpfen das Museum mit unterschiedlichen Orten innerhalb der Stadt.
Das Gesamtprojekt umfasst über 28 Werke, deren überwiegender Teilfür diesen Anlass geschaffen wurde.
In Daniel Birnbaums Worten:
Innen Stadt Außen basiert auf Eliassons enger Beziehung zu Berlin, aber vielleicht verhält es sich auch genau andersherum: Das Leben Berlins fließt in Eliassons Werk ein. Während es sich beim Martin-Gropius-Bau um einen Ort innerhalb der Stadt handelt, wird in dieser Ausstellung die Stadt gleichermaßen ins Museum transportiert. So bilden etwa die für Berlin typischen, großen Granit-Gehwegplatten eine Art Fußgänger-Zone innerhalb der Ausstellungsräume.
Zuweilen entsteht der Eindruck, in Eliassons Arbeiten gehe es größtenteils um die Natur, genauer gesagt um intensive Naturphänomene wie Wind, Wasser, Nebel und Licht. Diese werden allerdings lediglich als Mittel zur Erzeugung von Kunstwerken genutzt, deren Entstehungdem Publikum vor Augen geführt wird, indem beispielsweise die Tragekonstruktion eines vor dem Fenster im ersten Geschoss „schwebenden“ Rasenstücks deutlich sichtbar bleibt.
Der Fokus wird hierbei also auf den Vorgang des Wahrnehmens von Welt gelegt. Des eigenen Wahrnehmens.
Im Rahmen der Ausstellung Innen Stadt Außen taucht immer wieder das Motiv des Spiegels auf und bewirkt dabei stets eine Umkehrung von Innen und Außen. Überall in Berlin stößt man auf Fahrräder mit seltsam entmaterialisierenden Rädern und auf Spiegel, die an den ungewöhnlichsten Orten angebracht sind. Ein Lkw, der auf einer Seite mit einem riesigen Spiegel versehen ist, bewegt sich langsam durch die Stadt und „überträgt“ dabei in
Echtzeit sein eigenes flüchtiges Film-Porträt. Der Spiegel erzeugt einen überraschenden Split Screen-Effekt, bei dem die tatsächliche und die gespiegelte Umgebung gleichzeitig und doch verschieden nebeneinander existieren. Er versetzt die statischen Gebäude mittels gleitender Verzerrungen in Bewegung und bewirkt so nicht nur eine Verdopplung des Raums, sondern auch eine Umkehrung der Ausdehnung des Raums in den Raum; er hält die kurzen
Eindrücke von Fußgängern, Radfahrern und Autos bei ihrem Weg durch die Stadt fest.
Eliassons Fähigkeit zu verdoppeln, zu erweitern und umzukehren wird nirgends sichtbarer als im Zentrum des Martin-Gropius-Baus. Er lässt die Ornamente der Innenfassade ins Dunkel treten, indem er ein riesiges, bis zum Oberlicht reichendes Kaleidoskop errichtet, das den Betrachter in eine verblüffende Architektur aus unendlichen Spiegelungen katapultiert. Mit einfachsten Mitteln inszeniert Eliasson die optische Illusion eines Kristallpalastes, in dem die
Besucher, umhüllt von dieser durchlässigen Architektur, zwischen Innen und Außen zu schweben scheinen.
Ausstellung
Olafur Eliasson: Innen Stadt Außen
29.04.-09.08.2010
Martin-Gropius-Bau Berlin
Niederkirchnerstraße 7 / Ecke Stresemannstr. 110
10963 Berlin
Öffnungszeiten:
täglich von 10 – 20 Uhr
Lange Gropius-Bau-Nächte anlässlich des Gallery Weekends Berlin:
29. April – 1. Mai 2010, täglich von 10 – 24 Uhr
Eintritt:
11 € / ermäßigt 8 €
Online-Ticket: 12 € / ermässigt 9 € zu buchen unter www.gropiusbau.de
Gruppen (ab 10 Personen) p. P. 8 €
Schüler- und Studentengruppen (über 16 Jahre, ab 5 Personen) p. P. 4 €
Eintritt frei bis 16 Jahre
Als Teil der Ausstellung ist „The blind pavilion“ von Olafur Eliasson
auf der Pfaueninsel noch bis 31. Oktober 2010 zu besichtigen.
Pfaueninsel, Nikolskoerweg, 14109 Berlin
Weitere Informationen : www.gropiusbau.de
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