Etwas ist »nicht ganz koscher« oder eben doch – eine geläufige Redewendung.
Aber was bedeutet der Begriff eigentlich?
Die Kaschrut, das jüdische Speisegesetz, und alles, was mit Essen im Judentum bis zum heutigen Tag zu tun hat, ist Thema dieser Ausstellung. Zugleich sucht sie den Vergleich mit anderen Weltreligionen, vor allem mit Christentum, Islam und Hinduismus.
Die Ausstellung spannt einen Bogen von den alten Kulturen des Zweistromlandes, des Pharaonenreiches und der griechisch-römischen Antike bis in die unmittelbare Gegenwart.
Mehr als 700 Originale von 74 Leihgebern aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Israel, Italien, Niederlande, Österreich, Schweiz, Tschechische Republik und den USA sowie Bildmaterial aus Kanada und Australien ergeben eine bunte Mischung aus Erhabenem und Trivialem, aus Ritualgegenständen und Alltagsutensilien, farbenfroh in Szene gesetzt von den Gestaltern Norbert W. Hinterberger und Carina Popp. Die Besucherinnen und Besucher stoßen auf antike Vasen und Statuetten, prachtvoll illustrierte hebräische und osmanische Handschriften, opulente Stillleben und delikate Zeichnungen – aber auch Stahl- und Plastikgerätschaften aus der modernen koscheren Küche wie den »Bug Checker«, der Käfer und Maden in Salat und Kohl aufspürt.
Von Schöpfung bis Identität: vielfältige Perspektiven in zehn Räumen
Dabei sind die Religionen nicht fein säuberlich voneinander getrennt und geordnet, vielmehr setzen die Ausstellungsmacher auf einen Überblendungseffekt: von einer Religion fällt das Licht auf die andere. Die Ausstellung entwickelt ihre Fragestellungen aus dem Judentum heraus, in ihren Antworten sucht sie den Vergleich mit anderen Religionen. Die Pluralität der Perspektiven ist ein Grundgedanke bei der Betrachtung der Themen, die in all diesen Religionen eine zentrale Rolle spielen, und nach denen die zehn Ausstellungsräume gegliedert sind: »Schöpfung«, »Gesetz«, »Opfer«, »Fleisch«, »Brot«, »Wein«, »Das Mahl«, »Genuss und Verzicht«, »Brot des Elends« und »Identitäten«.
Vielfalt spiegelt sich auch in den Persönlichkeiten wieder, die in der Ausstellung zu Wort kommen: Rabbiner, Islam-Wissenschaftler und Ayurveda-Anhänger, koschere Amateur- und Profiköche, Gegner und Befürworter des Schächtens. Da sind im Raum »Identitäten« Pop-Songs (»Gefillte Fisch«) ebenso zu hören wie der traditionelle Segensspruch Kiddusch im Raum »Wein«. Und wer immer schon einmal wissen wollte, wie man die Fastenregeln des Ramadan im Stahlwerk, wenn nicht gar im Weltraum einhalten kann, der findet im Raum »Genuss und Verzicht« eine Antwort. Dass Nahrungstabus, die Unterscheidung von »rein« und »unrein«, Opferhandlungen, Tischsitten, Zeremonien, besondere Festtagsspeisen, religiöse Vorstellungen und Rituale das Verhältnis der Menschen zur Nahrung auch dort beeinflussen, wo sie sich dessen gar nicht bewusst sind, auch das zeigt die Ausstellung – und warum das Tafelfreude und Gaumenlust nicht schmälert.
Quer durch die gesamte Ausstellung laden 25 interaktive Medieninstallationen dazu ein, das eigene Wissen zu erproben: Wie halten es Muslime mit Alkohol oder den Beschwernissen und Freuden des Ramadan? Wie verlaufen hinduistische Opferrituale in Nepal? Wie setzen sich junge Berliner Juden heute mit den Anforderungen der Kaschrut auseinander? An flüsternden Tischen und frommen Küchenherden, mit kritischen Kommentaren aus dem Off, in Filmen, Interviews und multimedialen Spielen bieten sie den Besucherinnen und Besuchern zusätzliche Informationen und Anregungen rund um das Thema Essen und Religion.
Eintritt: 4,00 Euro, erm. 2,00 Euro
Koscher u. Co.
9. Oktober 2009 bis 28. Februar 2010
Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9-14
10969 Berlin
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