Bernd Begemann mit neuem Programm in Berlin
Der Vorreiter der so genannten „Hamburger Schule“ kommt aus Bad Salzuflen! Hier brennt sich der 15-jährige Bernd Begemann Einschusslöcher in sein T-Shirt, damit er gefährlich aussieht. Er ist Punk. Bernd und seine Freunde sehen jedoch mehr in der Bewegung als nur mit Dosenbier in Fußgängerzonen rumzuhängen, sehr genau studieren sie ihre Umwelt und schreiben Lieder darüber.
Das erste heißt „Kleine Begebenheit vor der Paketfabrik“. Seine Freunde sind Jochen Distelmeyer (Blumfeld), Frank Spilker (Die Sterne), Andreas Henning (The Time Twisters) und die Tochter des Optikers aus der Osterstraße, Bernadette Hengst (Die Braut haut ins Auge). Die Neue Deutsche Welle ist gerade durch Deutschland gerauscht und abgesoffen, kein Musiktrend in Sicht. Es gibt die Herren Lindenberg, Westernhagen und Grönemeyer, die sich noch um die deutsche Sprache kümmern. Und der Rest? Der singt jetzt lieber Englisch. Keine Plattenfirma braucht junge Künstler mit deutschen Texten und leichtfüßigen Popmelodien aus Bad Salzuflen.
Dann eben nicht. Sie gründen ihr eigenes „Fast Weltweit“ – Label.
Was sie wollen, ist Lieder in ihrer eigenen Sprache schreiben. Was sie nicht wollen: NDW, Deutschpunk, Deutschrock oder gar Schlager. Aber für die „irrelevanten Landeier, die über das Wichtigste singen“ wird die Kleinstadt bald zur Käseglockenexistenz“.
Mit 20 packt Bernd Begemann seine Gitarre ein, zieht nach Hamburg Rothenburgsort in eine Winzwohnung. Die Clique aus Bad Salzuflen formiert sich zu den “Sternen”, zu “Blumfeldt”, den “Goldenen Zitronen”, “Die Braut haut ins Auge”, Bernd Begemann & “die Antwort” und wird von der „Hamburger Schule“ adoptiert, denn dieser so genannte Trend hat mit “Cpt. Kirk” nur eine einzige Band auf der Schulbank. 1985 darf Begemann R.E.M. in der Hamburger Markthalle supporten und verdreht sämtlichen Mädchen im Publikum den Kopf.
In der kleinen Bude in Rothenburgsort geschehen wundersame Dinge. Hier wird ein eigenes Plattenlabel gegründet und für den NDR eine “Tagsüber-Late- Night-Show” produziert. Im Sender meckert man den „elektrischen Liedermacher“ an, warum er nicht wenigstens aufräumen könne, wenn das Fernsehen kommt. Nach 3 Nummern ist Schluss mit „Bernd im Bademantel“, dem NDR ist die von Horst Königstein produzierte Serie zu erbärmlich.
Zwischendurch entzückt der nordrheinwestfälische Charmeur immer wieder mit musikalischen Momentaufnahmen seiner Umgebung.
Mit schönen Liedern, die von Häfen und Fernsehabenden mit Freundin und deren Schwester erzählen, von Mädchen, die kein Abitur machen wollen und von Ikea. Seinem weiblichen Fanclub spricht Bernd mit „Du bist mein Süden“ und „Es ist so, wie du sagst“ aus der Seele. Es folgen wieder Ausflüge vor die Kamera, Begemann dreht mit Corinna Harfourch und Nicolette Krebitz.
Schwerelos wie ein Seiltänzer ohne Netz balanciert Bernd Begemann auf dem schmalen Grat zwischen Pop und Schlager, nur die Ehrlichkeit der durchgereimten Texte über Liebe und Heimat verhindern den Absturz ins Seichte. Und wenn doch Schlager, dann auf der Bühne mit Mary Roos und Marion März.
Der umtriebige Musikant schreibt so viel Texte, dass er selbst mit dem Singen nicht mehr hinterher kommt. So singen erwachsen gewordene „Blümchen“ (Jasmin Wagner), sächsische „Prinzen“ und melancholische Holländer (Michel van Dyke) seine Lieder. In all den Jahren hat er es geschafft, in keiner Schublade abgelegt zu werden, sondern es sich zwischen den Stilen und Stühlen komfortabel eingerichtet. Der Mann hat viele Ecken und Kanten, und wenn man ihn gerade in eine musikalische Schublade verfrachtet hat, springt Bernd Begemann mit ganz neuen Ideen wieder raus.
Hier geht es zum Ticket-Special…
Bernd Begemann – Ich erkläre diese Krise für beendet
10. November 2010,
Beginn: 20:00 Uhr,
Einlass: 19:00 Uhr
BKA-Theater
Mehringdamm 34
10961 Berlin-Kreuzberg
U-Bhf. Mehringdamm (U6 & U7)
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