DON JUAN mit dem Hexenkessel Hoftheater Open Air im Amphitheater
Ein Bild von einem Mann – brillant, genial, aber charakterfrei, er ficht wie der Teufel, ist furchtlos und Genießer obendrein: Im Hexenkessel Hoftheater ist Don Juan kein süßholzraspelnder Charmeur mit Schlag bei Frauen, sein Tun ist kein amouröses Kavaliersdelikt und die Sicht auf ihn kein spitzbübisches Augenzwinkern. Don Juan ist hier vielmehr das durch seine Figur verkörperte Thema Nummer Eins, das alle – Männer wie Frauen – ein Leben lang beschäftigt hat und beschäftigen wird.
Er betreibt die ewige Suche nach vollkommener Liebe, nach Ekstase und höchstem Glück, er lebt die Lehre vom Loslassen um der Liebe willen, wenn sie sich erschöpft hat, er brennt in der Sucht nach dem ultimativen, tödlichen Orgasmus, der wir Normalsterblichen längst entsagt haben. Er ist eine wandelnde Provokation, die unsere Verführbarkeit, unsere Eifersucht und unseren Neid bloßstellt. Don Juan sucht manisch nach seinem Lebensabschiedspartner, der perfekten Frau, bei der er bleiben könnte. Er sucht sie in jeder Eroberung aufs Neue, aber keine genügt seinen hohen Ansprüchen. Die Suche bleibt vergeblich, doch hat er ein so zwingendes Bild von seiner Traumfrau, dass er niemals aufgeben würde – darin bleibt er sich und ihr treu.
Molières Fünfakter ergeht sich in illustren Reisebildern eines Stationentheaters, Ausdruck der Unstetigkeit seines Titelhelden. Im Hexenkessel Hoftheater ist die Rastlosigkeit und Glücksinkontinenz des Don Juan in die Metapher einer grandios-barocken Treppenhauskulisse gefasst: lauter Treppen und Flure, die ins Nirgendwohin führen, eine Architektur wie das Möbiusband eines M.C. Escher, die keinen Ruheraum bietet, keinen Rückzugsort, keinen Fluchtpunkt und kein Ziel. Um da herauszukommen, muss Don Juan den Liftschacht zur Hölle finden. Überall in diesem Treppenhaus lungern seine sitzengelassenen oder zukünftigen Eroberungen herum und warten auf ihren großen Moment bzw. trauern diesem hinterher. Allen hat er eine Vermählung versprochen, das ist sein Stil und für ihn überhaupt kein Widerspruch. Er kann sich ihre Namen und Gesichter nicht merken, er sieht immer nur die Eine, die ihn gerade jetzt entflammt. Und gleichsam wie Bräute im Wartestand tragen sie alle Brautkleider, wollen ihn mit Schleiern fesseln und an sich binden – aber nicht mit ihm!
Molière ergießt sich im barocken Überschwang über die Theorie der Verführung. Doch bei aller Liebe: Liebe macht man. Die Hexenkessel-Inszenierung strebt nach theatralen Bildern, das zentrale Thema Erotik sinnlich umzusetzen. Hier kommt die Liebe Don Juans nicht nur zu Wort, hier schreitet sie zur Tat. Don Juan versteht sich als Künstler, Frauen inspirieren ihn, eine nach der anderen wird seine Muse für eine Nacht, er gibt sich ihnen selbstlos hin, gibt im Drang nach Perfektion immer sein Bestes. Ihm kommt’s nicht auf die Musen an, sondern allein aufs Werk: die Liebe als praktizierte Kunst. Don Juan ist tief gläubig. Seine Religion ist Sex, sein Körper Tempel und er selbst sein Gott.
DON JUAN
Premiere: 3. Juni – 20 Uhr
weitere Vorstellungen bis zum 11. September 2010
Dienstag bis Samstag , jeweils um 19.30 Uhr
Amphitheater,
Monbijoustraße,
ggü. Bode-Museum, Berlin Mitte
Tickets: 030 – 2 888 66 999,
Dienstag 12,00 €, Mittwoch und Donnerstag 15,00 €/12,00 € Euro, Freitag und Samstag 18,00 €/15,00 €
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