Die Meistersinger von Nürnberg | Deutsche Oper Berlin | Februar 2010

Der reiche Goldschmied Veit Pogner hat seine Tochter Eva demjenigen als Braut versprochen, der beim Wettsingen am bevorstehenden Johannistag den Ersten Preis gewinnen würde. Eva, so seine Bedingung, müsse aber einverstanden sein.
Eva selbst liebt den jungen Adligen Walther von Stolzing. Er ist kein Bürger der Stadt Nürnberg und gehört nicht zu den Meistersingern – Handwerkern mit untadeligem Ruf und der gemeinsamen Liebe zum Gesang.
Um überhaupt eine Chance zu haben, bewirbt sich Walther bei der abendlichen Sitzung der Meistersinger mit einem Probelied um die Aufnahme in ihre Zunft. David, Lehrjunge beim Schuster Hans Sachs, hat ihn vorher in die Kunst des Meistergesangs eingeführt und ihm die Regeln erklärt.
Unter den Meistern ist auch Sixtus Beckmesser, der Stadtschreiber, der als »Merker« für die Einhaltung dieser Regeln zuständig ist. Er macht sich selbst Hoffnungen auf Eva und ist über den neuen Bewerber keineswegs erfreut. Während Walther sein Lied vorträgt, kann Beckmesser mühelos dessen zahlreiche Regelüberschreitungen monieren und die anwesenden Meister davon überzeugen, dass der Bewerber »versungen« habe.
Einzig Hans Sachs plädiert dafür, den jungen Mann nicht nach einem starren Regelwerk zu beurteilen, sondern die Schönheit seines Gesanges zu erkennen. Um einen guten Eindruck auf Eva zu machen, will Beckmesser ihr sein Lied schon am Vorabend des Wettbewerbs vortragen.
Hans Sachs, der vor seinem Haus sitzt und noch spät an einem Paar Schuhe arbeitet, hört das Lied des Stadtschreibers und betätigt sich nun seinerseits als »Merker«: Mit seinem Schusterhammer markiert er jeden der zahlreichen Fehler Beckmessers.
Er will Eva, die sich ihm anvertraut hat, und dem jungen Walther von Stolzing helfen. Die Szene endet in einer mächtigen Schlägerei. Eva und Walther wollen die Gelegenheit zur Flucht nutzen, doch Hans Sachs verhindert das und schickt Eva zurück zu ihrem Vater.
Der Auftritt des Nachtwächters beendet das Durcheinander. Hans Sachs, der nun allein in seiner Schusterstube sitzt, grübelt über den Sinn des Lebens: »Wahn! Wahn! Überall Wahn!«.
Als Walther eintritt, um ihm von einem wunderbaren Traum zu erzählen, ermutigt er ihn, daraus ein wahres »Meisterlied« zu machen, verfasst nach allen Regeln der Meisterkunst. Dann verlassen die beiden die Werkstatt, um sich auf die Festwiese vorzubereiten. Beckmesser, der nach den Ereignissen der Nacht Rat beim Schuster sucht, entdeckt das Blatt mit dem Lied und hält Sachs ebenfalls für einen Bewerber um die Gunst Evas.
Umso überraschter ist er, als Sachs eintritt und ihm das Lied schenkt, ihn allerdings davor warnt es vorzutragen, weil es zu schwierig sei.
Als Beckmesser das Lied auf der Festwiese dennoch vorträgt, macht er vor lauter Aufregung einen Fehler nach dem anderen und erntet Hohn und Spott.
Sachs klärt die Anwesenden über die wahre Urheberschaft des Liedes auf. Walther tritt vor und überzeugt mit seinem Gesang endlich die Meister. Er gewinnt Evas Hand und akzeptiert auf Drängen von Sachs schließlich auch die Meisterwürde und damit seine Verantwortung für die Kunst.

Richard Wagners fünfstündiges Werk, sein einziges, in dem die Protagonisten auf eine gelingende Zukunft hoffen dürfen, verbindet eine heitere Liebesgeschichte mit einer tiefsinnigen Erörterung des Wesens von Kunst. In dem Zeremoniell der Meistersinger, vor allem in den beiden Hauptfiguren, Walther von Stolzing und Hans Sachs, zeigt sich ein bürgerlich-demokratisches Verständnis der Rolle von Kunst, wie es den späteren Bestrebungen der Nationalsozialisten, die das Werk für ihre eigenen Zwecke in den Dienst nahmen, ganz und gar entgegengesetzt war.

Götz Friedrich, der das Werk 1993 inszeniert hat, hebt gerade diesen Gedanken hervor: Nürnberg ist für ihn ein »demokratisches Modell einer Kunstpraxis, die sich aus elitärer Eingrenzung befreit und für immer mehr Menschen öffnet: das ist eine Parabel für Wagners Utopie.
Dass er das Modell nicht idealisiert, sondern zugleich kritisiert, dass er dies Nürnberg als Menetekel der Fehlentwicklungen aufzeigt, vor denen kein noch so einleuchtender gesellschaftlicher Entwurf gefeit ist, das deutet auf seine schließlich doch staunenswerte politische Weitsicht hin«.

Freitag 05.02.2010 17:00 Uhr : Deutsche Oper Berlin
Sonntag 14.02.2010 16:00 Uhr : Deutsche Oper Berlin
Sonntag 21.02.2010 16:00 Uhr : Deutsche Oper Berlin

 

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