Die Verwirrungen des Zöglings Törleß – Gastspiel Theater an der Ruhr, Mülheim
Törleß, der überempfindsame Jüngling, der distanzierte Grübler, der sich in Selbstbeobachtungen zwischen Schein und Sein verliert, wird unversehens vom beobachtenden Mitläufer zum Täter. Auch mehr als 100 Jahre nach dem Erscheinen des Romans von Robert Musil sind seine Themen hoch aktuell: Es wird das Bild einer Jugend entworfen, die zwischen Kälte und Romantik, Rationalität und Rausch, Realität und Virtualität chargiert. Ein Bild schauerlicher Modernität, wie es gegenwärtiger kaum sein könnte.
Im Zentrum dieser Bühnenadaption steht nicht die äußere Handlung, die Geschichte der Internatsschüler, die einen Mitschüler physisch und psychisch foltern, sondern die Wahrnehmung zweier Welten. Die Empfindung einer anderen Wirklichkeit, die sich von der empirischen Welt unterscheidet, einer dunklen, geheimnisvollen Welt voller Abgründe, zieht auch das Bild vom ICH in Zweifel. Die Bühne wird dabei zum Laufsteg fiebriger Selbstbehauptung.
Musil, der seinen Prosatext 1906 als 26-jähriger schrieb, zeichnet das Erwachsenwerden als fiebrigen Rausch zwischen erwachender Sexualität, verwirrender Selbstfindung und der berauschenden Erfahrung der Macht. Die Gruppenmechanismen in der Klasse – Bündnisse, Rivalitäten, Positionskämpfe nehmen die Erwachsenenwelt, die noch vor ihnen liegt, vorweg.
Mittwoch | 17.02.2010 | 19:00 Uhr | : |
Donnerstag | 18.02.2010 | 18:00 Uhr | : Theater an der Parkaue |
Freitag | 19.02.2010 | 18:00 Uhr | : Theater an der Parkaue |
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