WOYZECK | Maxim Gorki Theater Berlin | 07.12.2009

Meine Herren, meine Damen, hier sind zu sehn das astromnomische Pferd und die kleine Kanaillevogele, weissage de Leute Alles, wie alt, wieviel´Kinder, was für Krankheit, schießt Pistol los, stellt sich auf ei Bein. Alles Erziehung, haben eine viehische Vernunft, oder vielmehr eine ganz vernünftige Viehigkeit, ist kein viehdummes Individuum wie viel Person, das verrehrlichte Publikum abgerechnet. Herein. Es wird sein die räpräsentation.“
Am Abend des 21. Juni 1821 stach der 41jährige Gelegenheitsarbeiter Woyzeck mit einer abgebrochenen Degenklinge die 46jährige Baaderswitwe Woost nieder. 1824 wurde er in Leipzig hingerichtet. 12 Jahre später begann Georg Büchner das Material über Woyzeck zu einem Drama zu verarbeiten. Büchner konnte das Stück nicht zu Ende bringen, er starb im selben Jahr 23-jährig. Woyzeck“ ist ein uneingelöstes, nicht geordnetes Werk: rau, kalt, heiß, bodenlos – in jeder Hinsicht extrem.
Die Kategorien Opfer/Täter, krank/normal, gut/böse werden in den Fragmenten ad absurdum geführt. Der Natur“ wollte Büchner so nahe wie möglich kommen, der Wirklichkeit der Menschen jenseits idealistischer Didaktik.
Es ist ihm auf verstörende Art gelungen: Woyzeck“ ist noch immer die Korrektur unserer festgefügten Begriffe. Noch immer taucht Woyzeck aus der Masse auf, für einen Moment nur, bevor sich seine Geschichte in der endlosen unverhältnismäßigkeit der Verhältnisse verliert.
Eine Geschichte, die nicht zu Ende ist…

Montag 07.12.2009 19:30 Uhr : Maxim Gorki Theater Berlin

 

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